Windsurfen in El Tur
Windsurfen in El Tur
Lage: Sinai, Rotes Meer, Ägypten
Die Kurzform: Eine große Enttäuschung.
Und nun die längere Fassung ...
Ich war im März 2001 in El Tur. Macht Euch bitte zunächst selbst ein Bild und klickt auf das verkleinerte Panoramabild, um ein großformatiges Panoramabild zu laden (man surft auf die Moschee zu, welche in etwa in der Mitte des Bildes zu erkennen ist):
Zum Surfrevier:
- Ich hatte sieben von vierzehn Tagen Gleitwind. Angeblich hatte ich Pech, und die Windausbeute soll im selben Zeitraum in Dahab schlechter gewesen sein.
- Das sogenannte Surfrevier ist eine Bucht, welche als Hafen genutzt wird. Die Folgen sind ständige Schiffsbewegungen.
- Eine Schiffswerft ist auch vorhanden. Und diese Werft sorgt für eine Windabschattung. Darüber hinaus wurden regelmäßig Boote zu Wasser gelassen, und zwar in dem Bereich, wo
hauptsächlich gesurft wird.
- Massive Ölspuren im Wasser.
- Gegenstände im Wasser, z.B. ein Kantholz voller Nägel (ich bin sauber darüber gescheppert, glücklicherweise ist nichts weiter passiert).
- Essensreste (z.B. Zwiebelschalen) im Wasser.
- Fäkalien im Wasser.
- Teer im Wasser.
Zur Surfstation:
- Vor Ort wurde die Arbeit von Mustafa und seinem Bruder geleistet. Beide waren engagiert, sympathisch und haben das bestmögliche herausgeholt.
- Der deutsche Verantwortliche hat sich nur wenige Male blicken lassen und war die meiste Zeit über in Dahab. Sein Verhalten habe ich als nicht Dienstleistungs-orientiert und großspurig
empfunden.
- Die Happy-Station in Dahab oder Zimmi und Elenas F2-Station in Safaga haben wesentlich besseres und mehr Material zum selben Preis geboten.
Zum Ort:
- El Tur selbst ist ein authentischer ägyptischer Ort. Nach spätestens zwei Stunden in El Tur hatte ich aber das Gefühl, alles gesehen zu haben.
- Begleitet von Mustafa, wurden wir bei unseren zwei abendlichen Ausflügen in die Stadt von den Einheimischen freundlich aufgenommen.
- Zweimal ist tagsüber während des Surfens folgendes passiert: Am Strand nahe der Moschee warteten leider keine freundlich winkenden Araber (wurde mir vom Veranstalter vor Reisebeginn so
erzählt), sondern Steine schmeissende Kinder. Ein Surf-Kollege wurde sogar am Kopf getroffen. Ich hatte das Gefühl, daß das mehr als ein Dumme-Jungen-Streich war, denn ich habe sehr
viel Aggression gespürt.
- Bars oder Discotheken wie in Assalah bei Dahab oder Hurghada finden sich in El Tur nicht.
Zum Hotel:
- Die Zimmer waren in Ordnung.
- Das Essen (Frühstück und Abendessen) war auch in Ordnung, Obst habe ich allerdings schmerzlich vermisst.
- Die ersten beiden Nächte habe ich aufgrund einer Mückenplage fast nicht geschlafen. Dem Problem konnten wir nur mit einem Großeinsatz von Chemie (zum Einreiben und auch zum
Versprühen im Zimmer) Herr werden. Außerdem haben wir die Klimaanlage die ganze Zeit mit voller Kraft laufen lassen, die Mücken in El Tur scheinen kalte Luft nicht zu mögen.
Mitreisende haben sich in El Tur Moskitonetze anfertigen lassen.
- Alternative Freizeitgestaltungsmöglichkeiten oder ein Abendprogramm wurden nicht geboten.
- Eine nette Anekdote: Falls Ihr El Tur reist, brennt ein paar CDs mit Eurer Lieblingsmusik und schenkt diese dem Hotelbetrieb. Als ich dort war, hatten sie nur eine einzige Maxi-CD, und das eine
einzige Lied wurde ständig gedudelt, beim Frühstück und beim Abendessen, stundenlang ... Am dritten Tag habe ich es nicht mehr ausgehalten und habe mich erst freundlich, und dann
gezwungenermaßen vehement beschwert. Von da an mußte ICH dieses Lied nicht mehr hören: Beim Betreten des Hotelrestaurants konnte ich zwar oft noch ein paar Takte des wohlbekannten
Songs vernehmen, danach wurde die Musik abgestellt oder arabische Musik gespielt.
So weit die Fakten. Und jetzt noch ein paar Kommentare.
Zum Veranstalter:
El Tur wird ausschließlich von einem Veranstalter angeboten. Die anderen Veranstalter werden wissen, warum sie dort nicht investieren. Wenn man ein Hafenbecken als zweites Dahab verkauft (Originalton: "Besser als Dahab"), grenzt das meiner Meinung nach an strafrechtlich relevantes Handeln. Macht denn ein recht zuverlässig wehender Wind aus einem verschmutzten Hafenbecken schon
ein Top-Surfrevier? Wohlgemerkt, die Verhältnisse in El Tur sind für einen Hafen in Ägypten wahrscheinlich völlig normal, und unter normalen Umständen wären sie nicht
der Rede wert. Ich würde schließlich auch nicht im Hamburger Hafen surfen wollen. Ich jedenfalls habe ein mulmiges Gefühl, wenn alte Kähne um mich herum manöverieren. Unsere Beschwerden wurden beim Veranstalter nach der Heimkehr in einer Art und Weise behandelt, die sich nahtlos ins negative Gesamtbild eingliederte und schon an Beleidigung grenzte. Ich werde bei diesem Veranstalter nie wieder buchen.
Macht das Sinn?
Wenn ich mich in die Lage der Einheimischen versetze, kann ich auch die Steine-werfenden Kinder verstehen: Immerhin sind die Surfer in El Tur Eindringlinge, noch dazu aus einem fremden und nicht
sonderlich beliebten Kulturkreis, welche die bisher gewohnten Abläufe im Hafen stören. Für einen Fischer oder einen Werftarbeiter wird das Leben einfach schwieriger, wenn er aus
Rücksicht auf den Tourismus nicht mehr so hantieren kann wie früher. Soll etwa für ein paar Surfer ein funktionierender Hafen- und Werftbetrieb eingestellt werden?
Was denken andere?
Fairerweise muß ich sagen, daß einige Leute meine negative Meinung nicht vollständig teilen (die überwiegende Mehrheit aber schon) und mehr als einmal nach El Tur gereist
sind (Hallo Eric!). Ich kann das nicht
nachvollziehen, aber vielleicht gibt es ja Tage, wo die Schiffs-Armada von El Tur auf großer Fahrt ist, wo die Werft Betriebsferien hat, wo es Hack-Wind gibt und wo die Steine-werfenden Bengel
auf Klassenfahrt sind. Dann kann man vielleicht auch das schwache Hotel ertragen und abends todmüde ins Bett fallen.
Aber irgendwas muß doch positiv gewesen sein?
Ja, ich habe sehr nette Leute kennengelernt. Und der nächtliche selbstorganisierte Ausflug zum Moses-Berg war wirklich ein Erlebnis - ich würde das jedem empfehlen, der mal nach Dahab, El Tur oder Sharm El Sheik reist. Plant aber genügend Zeit für Pausen ein, denn der
Aufstieg in fast 2300 Meter Höhe ist schwieriger als es auf den ersten Blick scheint. Man kann sich übrigens auch von Kamelen hochtragen lassen, aber den letzten Abschnitt, welcher aus
mehreren hundert Natursteinstufen besteht, muß man aus eigener Kraft schaffen ...
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